Sandra goes USA
Urlaub machen, im Ausland oder sogar auf einem anderen Kontinent leben – mit Diabetes sollte man ja einiges auf dem Schirm haben. Der Körper muss sich auf vieles neu einstellen wie Zeitverschiebung, Klimaverhältnisse, Ernährung und auch andere Bewegungsmuster.
Bei mir war das in der Anfangszeit genauso. Ich habe ungefähr drei Wochen gebraucht, um mein Diabetesmanagement der neuen Umgebung anzupassen. Das hatte bei mir vor allem mit zwei Dingen zu tun: Ich war in den ersten Tagen ständig unterwegs, bin kilometerweit gelaufen, um jede Ecke in Chicago auszukundschaften. Auch das Training und die Spiele selbst fühlen sich für mich körperlich anstrengender an als es in Deutschland der Fall war. Man läuft wesentlich mehr, da es ein physisch intensiveres Spiel mit mehr Körperkontakt ist.
Ich war in ständigem Austausch mit meiner Diabetesberaterin Ulrike Thurm, die über LibreView1 meine Glukosewerte einsehen und verfolgen konnte. Wir haben besprochen, dass ich wegen der hohen Belastung mein Basalinsulin zur Nacht reduziere, um nicht in die Unterzuckerung zu kommen.
Doch inzwischen hat sich der Körper an die Umstellung gewöhnt. Ich habe ein gutes Gefühl dafür entwickelt, wie mein Körper reagiert und wann ich mir wie viel Insulin spritzen muss. Das hängt auch damit zusammen, wieviel ich trainiere, ob wir ein Spiel haben oder nicht. Ebenso spielt es eine Rolle, wie hoch die Wetter-Temperaturen sind, da kommen einige Faktoren zusammen.
Was ich noch verändert habe? Während eines Spiels korrigiere ich in der Regel immer zur Halbzeitpause. Doch in den USA habe ich damit begonnen, mir vor dem Spiel eine oder eineinhalb Einheiten für den Adrenalin-Anstieg zu spritzen. Das muss man sich erst einmal trauen. Es ist auch nichts, was man sich einfach aneignen kann, denn Adrenalin kommt ja nur im Wettkampf. Ich habe gemerkt: Für die Stresshormone vor dem Spiel brauche ich noch mal eine kleine Menge an schnellem Insulin. Im Profisport wird tatsächlich eine andere Adrenalinausschüttung freigesetzt. Für mich sind das neue Erfahrungswerte, die ich mitnehmen kann und von denen auch andere Profisportler:innen mit Diabetes profitieren können.
Für die ganzen Auswärtsspiele musste ich durch sehr viele Kontrollen an Flughäfen. Es hat nicht ein einziges Mal Probleme gegeben, ich wurde noch nicht einmal auf meine Utensilien, die ich für das Diabetesmanagement benötige, angesprochen und musste auch keine Bescheinigung vorzeigen. Selbst bei dem Transatlantikflug nach Chicago nicht, als ich meine Sensoren und Spritzen im Koffer und das Insulin im Handgepäck hatte. Denn das hatte Ulrike mir eingeschärft: Insulin immer im Handgepäck transportieren, weil es im Frachtraum zu stark runterkühlen würde und dann seine Wirkung verliert. Das Fatale: Du merkst es nicht, weil es – wieder aufgetaut – keine sichtbaren Veränderungen zeigt. Wenn Insulin bei zu warmen Temperaturen nicht gekühlt wird, wird es ebenfalls wirkungslos, was zu gefährlichen Ketoazidosen führen kann.
Vor meiner Rückreise nach Deutschland habe ich mir noch ein paar Tage Urlaub genommen. Für uns Profis bedeutet Urlaub in Bezug auf das Diabetesmanagement eine fast größere Herausforderung, als mitten im Training zu sein. Mit reduzierter körperlicher Aktivität muss man ein paar Einheiten Insulin mehr spritzen. Aber mit dem Freestyle Libre Messsystem habe ich meine Zuckerwerte sehr gut im Blick und fühle mich gut aufgehoben.
Sandras Reise miterleben
Sandra Starke, deutsche Profifußballerin und Diabetespatientin, spielte von Mitte Mai bis Ende Juni 2023 für die Chicago Red Stars. In ihrem neuen Reiseblog berichtet sie von ihrer Zeit in den Staaten – den Herausforderungen, den Überraschungen und den schönsten Momenten.
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